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Smart Meter
Energie | Vertrieb

Smart Meter: Was bedeuten sie für Energieversorger und ihre Kunden?

Zuletzt aktualisiert am 1. November 2019

Die Digi­ta­li­sie­rung erfasst jede Bran­che, auch die Ener­gie­bran­che. Das ist kei­ne Neu­ig­keit. 2017 soll­ten Smart Meter groß­flä­chig in Deutsch­land ein­ge­baut. Die Idee dazu kam nicht von den Ener­gie­ver­sor­gern, son­dern von der Poli­tik. Für sie spie­len Smart Meter eine wich­ti­ge Rol­le in der Ener­gie­wen­de: Die ver­netz­ten Strom­zäh­ler ermit­teln Spit­zen­zei­ten im Strom­netz und hel­fen, Strom aus Wind­kraft und Son­nen­en­er­gie bes­ser in den Strom­markt zu inte­grie­ren und damit Erzeu­gung und Ver­brauch bes­ser auf ein­an­der abzustimmen.

Der verpflichtende Einbau von Smart Meter erfolgt laut Gesetzentwurf in mehreren Schritten:

  • Ab 2020 sol­len Mess­stel­len mit 6.000 bis 10.000 kWh Jah­res­strom­ver­brauch mit einem Smart Meter aus­ge­stat­tet wer­den, zum Bei­spiel Haus­hal­te mit Elek­tro­au­to oder Wärmepumpe. 
  • Zudem gilt auch für Strom­erzeu­ger, ab einer Leis­tung von 7 Kilo­watt die Pflicht Smart Meter einzubauen. 
  • Ver­brauchs­grup­pen, die weni­ger als 6.000 kWh auf­wei­sen, sol­len optio­nal mit intel­li­gen­ten Mess­sys­te­me aus­ge­stat­tet wer­den können.
  • Ein­fa­che elek­tro­ni­sche Zäh­ler ohne Kom­mu­ni­ka­ti­ons­mo­dul – vom Gesetz­ge­ber als moder­ne Mess­ein­rich­tun­gen bezeich­net – sol­len bis zum Jahr 2032 bei allen übri­gen Zähl­punk­ten ein­ge­führt werden. 

Neue Energiedienstleistungen mit Daten aus dem Stromzähler

Ändern kön­nen Ener­gie­ver­sor­ger (EVU) und Kun­den die­se Ent­schei­dun­gen nicht mehr. Doch sie kön­nen das Bes­te aus ihnen machen. Denn aus Sicht der Kun­den kön­nen Smart Meter durch­aus von Vor­teil sein – sofern mit dem Zäh­ler auch attrak­ti­ve Dienst­leis­tun­gen ins Haus einziehen.

Der­zeit hän­gen in den meis­ten Haus­hal­ten soge­nann­te Fer­ra­ris-Zäh­ler, benannt nach dem ita­lie­ni­schen Inge­nieur und Phy­si­ker Gali­leo Fer­ra­ris. Die­se Strom­zäh­ler funk­tio­nie­ren rein mecha­nisch und geben ledig­lich zu einer Grö­ße Aus­kunft: dem Gesamt­strom­ver­brauch seit der Instal­la­ti­on. Jähr­lich muss der Able­se­dienst den Zäh­ler­stand notie­ren. Für den Kun­den ist sein genau­er Strom­ver­brauch kaum nachvollziehbar:

  • Wann ver­brau­che ich beson­ders viel Strom?
  • Wel­che Gerä­te sind Stromfresser?
  • Wie wir­ken sich bestimm­te Ver­hal­tens­wei­sen auf den Strom­ver­brauch aus?

Ener­gie­spa­ren bleibt somit eine Auf­ga­be mit vie­len Unbe­kann­ten. Daten und Ver­gleichs­wer­te feh­len. Der Ver­brau­cher han­delt nach Gefühl oder all­ge­mei­nen Hand­lungs­emp­feh­lun­gen. Nach­hal­ti­ge Ver­hal­tens­än­de­run­gen sind so man­gels Trans­pa­renz nur schwer möglich.

Intelligente Stromzähler erfassen, speichern und übertragen sehr viel mehr Verbrauchsdaten. 

Sie ermög­li­chen Abrech­nun­gen in wesent­lich kür­ze­ren Abstän­den und somit eine regel­mä­ßi­ge Kon­trol­le des Strom­ver­brauchs. Der Kun­de kann Ein­spar­po­ten­zia­le selbst erken­nen und sein Ver­hal­ten ent­spre­chend ändern.

Smart Meter: Die neue Macht der Kunden?

Der gro­ße Vor­teil intel­li­gen­ter Strom­zäh­ler: Der Ver­brau­cher hat von nun an das Heft in der Hand. Doch dazu braucht der Kun­de einen Ener­gie­dienst­leis­ter, der ihm die Daten mög­lichst ein­fach und gut nutz­bar zur Ver­fü­gung stellt. Denn die Daten wer­den per Funk, über die Strom­lei­tung oder über das Inter­net zunächst an den Mess­stel­len­be­trei­ber – in der Regel der ört­li­che Netz­be­trei­ber – über­mit­telt. Wer wel­che Daten dann bekommt, ent­schei­det der Kun­de oder erfolgt auf der Grund­la­ge von gesetz­li­chen Regelungen.

Das ist zen­tra­ler Aspekt von „Smart Meter­ing“: Es bringt ziem­lich wenig, einen intel­li­gen­ten Strom­zäh­ler nur zu instal­lie­ren. Soll er dem Kun­den von Vor­teil sein, gehört ein Ser­vice­an­ge­bot dazu. Die­ses kann, muss sich aber nicht allein auf das Strom­spa­ren konzentrieren.

Wer profitiert von Smart Meter?

Stu­di­en, etwa jene von Ernst & Young, gehen davon aus, dass sich dank Smart Meter Ener­gie im ein­stel­li­gen Pro­zent­be­reich spa­ren lässt. Jedoch loh­nen sie sich nicht für jeden. Wer ohne­hin in einem klei­nen Haus­halt lebt, wenig Strom ver­braucht, stark auf sei­nen Strom­ver­brauch ach­tet, effi­zi­en­te Gerä­te ein­setzt, nachts den Stand-by-Modus aus­schal­tet und immer und über­all das Licht aus­macht wo es gera­de nicht gebraucht wird, der wird finan­zi­ell kaum von einem Smart Meter pro­fi­tie­ren. Die Kos­ten über­stei­gen in die­sem Fall die Ein­spar­mög­lich­kei­ten. Der Gesetz­ge­ber erwägt daher, Haus­hal­te mit weni­ger als 6.000 kWh jähr­li­chem Ver­brauch nicht gene­rell zu einem Ein­bau zu verpflichten.

Vor­tei­le erge­ben sich für Haus­hal­te aber durch­aus dann, wenn die intel­li­gen­ten Zäh­ler in ein grö­ße­res ver­netz­tes Sys­tem ein­ge­bun­den wer­den. Stich­wort: Smart Home. Hier ist es beson­ders inter­es­sant, dass durch die Kom­bi­na­ti­on von Smart Meter­ing und Smart Home nicht nur der Kom­fort, son­dern auch die Umwelt­freund­lich­keit und Nach­hal­tig­keit effi­zi­ent gestei­gert wird. 

Smart Meter für Gewerbekunden

Wäh­rend das finan­zi­el­le Ein­spar­po­ten­zi­al für Kleinst­ver­brau­cher also eher gering ist, kön­nen Gewer­be­kun­den deut­lich spa­ren. Ver­ein­facht lau­tet die For­mel: Je höher der Ver­brauch, des­to mehr Ein­spar­mög­lich­kei­ten. Bis zu 70 Pro­zent Erspar­nis sind allein bei der Beleuch­tung möglich.

Ein mit­tel­stän­di­sches Unter­neh­men kann Smart Meter­ing auch ein­set­zen, um sei­ne gesam­te Ener­gie- und Was­ser­ver­sor­gung mes­sen zu las­sen. Neben dem Strom­zäh­ler funkt dann auch der Was­ser- und Gas­zäh­ler sowie die Hei­zungs­an­la­ge die Daten an den Ener­gie­ver­sor­ger. Mit einer ent­spre­chen­den Soft­ware kann das Unter­neh­men die Daten selbst ana­ly­sie­ren oder ana­ly­sie­ren lassen.

Ein mög­li­ches Sze­na­rio: Sen­so­ren mes­sen die Tem­pe­ra­tur in Rela­ti­on zur Raum­grö­ße. Hal­ten sich an einem Ort län­ge­re Zeit vie­le Men­schen auf, die den Raum auf­hei­zen, wird die Hei­zung her­un­ter­ge­dreht. So spart das Unter­neh­men dank Smart Meter­ing Ener­gie und Geld.

Die Sache mit dem Datenschutz

Intel­li­gen­te Zäh­ler sam­meln vie­le Daten, die sehr genaue Rück­schlüs­se auf das Ver­hal­ten von Kun­den erlau­ben: Wann ste­hen sie auf, wann schau­en sie fern, wann sind sie verreist?

Die­ses Wis­sen ist sowohl die Basis für neue, kun­den­zen­trier­te Ange­bo­te als auch ein Grund für Unsi­cher­heit. Ver­brau­cher­zen­tra­ler bezeich­nen Daten­schutz als „Achil­les­fer­se der Smart Meter“. Wer garan­tiert, dass Drit­te Mess­wer­te nicht mani­pu­lie­ren oder Daten miss­bräuch­lich nut­zen? Vie­le Ver­brau­cher sehen Smart Meter des­halb mit gro­ßer Skep­sis. Ein schlüs­si­ges Daten­schutz­kon­zept muss daher Teil neu­er Ange­bo­te sein.

Von K&P Redaktion

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1. November 2019

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