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Rollenverständnis und Verantwortlichkeiten
Agilität

„Wieso ich?? Das ist doch SEINE Aufgabe!“

Zuletzt aktualisiert am 17. Dezember 2020

Die Erwar­tun­gen unse­res Gegen­übers rich­tig zu deu­ten und sie dann auch noch zu erfül­len, ist oft noch schwie­rig – wie man mög­lichst ein­fach, schnell und trotz­dem nach­hal­tig zu einem akzep­tier­ten Rol­len­ver­ständ­nis und kla­ren Ver­ant­wort­lich­kei­ten kommt.

Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Ent­schei­dungs­be­rei­che klar zu defi­nie­ren, egal ob mit Kol­le­gen, Team­mit­glie­dern oder Vor­ge­setz­ten, fällt uns in der Regel eher schwer. 

In die­sem Arti­kel möch­te ich mit Euch eine Her­an­ge­hens­wei­se tei­len, die sehr schnell zu einem greif­ba­ren und von den Betei­lig­ten akzep­tier­ten Rol­len­ver­ständ­nis bzw. Rol­len­bild führt.
Dar­über hin­aus las­sen sich wich­ti­ge Ent­schei­dungs­be­rei­che (Key Decis­i­on Are­as) kris­tal­li­sie­ren, mit deren Hil­fe man spie­le­risch (Dele­ga­ti­on Poker) zu einer sehr expli­zi­ten Ver­ant­wor­tungs­klä­rung kommt. Sozu­sa­gen als Sah­ne­häub­chen oben­drauf bekommt man sogar eine zeit­li­che Dimen­si­on, mit der man poten­ti­el­le Ent­wick­lungs­pfa­de beschrei­ben kann.

Rol­len­be­schrei­bun­gen ken­nen wir in der Regel als Stich­wort­lis­ten, wie sie auch in jeder Stel­len­an­zei­ge vor­kom­men. „Ihre Auf­ga­ben“ steht dann dort. Unter der Über­schrift „Wir erwar­ten“ fin­den sich dann noch die SofRt Skills gelis­tet. Damit erschöpft sich das The­ma greif­ba­re Rol­len­be­schrei­bung oft schon.

In der Regel schärft sich eine Rol­le erst durch ope­ra­ti­ves Arbei­ten und die Kol­la­bo­ra­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on mit den direk­ten Kol­le­gIn­nen, dem eige­nen oder den angren­zen­den Teams oder Vor­ge­setz­ten. Mei­ner Erfah­rung nach wer­den in den sel­tens­ten Fäl­len expli­zi­te Gesprä­che über die Kern­aspek­te von Rol­len, ins­be­son­de­re benach­bar­ten Rol­len (häu­fi­ge direk­te Inter­ak­ti­on), geführt.

Das Poten­ti­al für Kon­flik­te, dass durch die­se Nicht-Kom­mu­ni­ka­ti­on ent­steht, die Rei­bungs­ver­lus­te oder gar ein Ver­ant­wor­tungs-Vaku­um zwi­schen den betei­lig­ten Akteu­ren ist dabei riesig.

„Das war doch aber DEINE Auf­ga­be!“ oder Wie­so hat das denn KEINER mit XY geklärt?“ oder „Die Ent­schei­dung darfst Du aber nicht ohne MICH tref­fen“ oder „Dafür bin ICH aber nicht zustän­dig.“ oder „Das kön­nen WIR doch ohne die Chef­eta­ge gar NICHT ent­schei­den, oder??“.

Das Sze­na­rio ist belie­big und jeder kennt die­se Sät­ze aus sei­nem eige­nen Joball­tag. Wie oft kommt es vor, dass erst im Ver­lau­fe ihrer Kol­la­bo­ra­ti­on die Betei­lig­ten eines Pro­jek­tes oder The­mas fest­stel­len, dass Auf­ga­ben, Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Befug­nis­se nicht klar sind, wenn Din­ge lie­gen­blei­ben, sich ver­zö­gern oder Kom­pe­tenz­ge­ran­gel zu Kon­flik­ten führt …

Hier tref­fen zwei Her­aus­for­de­run­gen auf­ein­an­der:
Die ers­te Her­aus­for­de­rung: ein greif­ba­res und von allen Akteu­ren akzep­tier­tes Rol­len­ver­ständ­nis oder Rol­len­bild zu schaf­fen.
Auch wenn wir in unse­rer Orga­ni­sa­ti­on in der Regel eine bestimm­te, fes­te Posi­ti­on beklei­den, haben vie­le von uns kei­ne wirk­lich klar ver­ständ­li­che, aus­rei­chend abge­grenz­te und dem Umfeld bekann­te Rol­len­be­schrei­bung, oder bes­ser: Rol­len­bild.
Selbst wenn es Rol­len­be­schrei­bun­gen gibt, las­sen die­se oft den Kon­text, d.h. die Schnitt­stel­len, Gren­zen und Wech­sel­be­zie­hun­gen zu „benach­bar­ten“ Rol­len, ver­mis­sen. Das ist pro­ble­ma­tisch, weil es oft die­se Grenz­be­rei­che zwi­schen den Rol­len sind, die Ursprung und Anlass für Kon­flik­te oder Ver­ant­wor­tungs­va­ku­um sind.

Dies gilt natür­lich um so mehr für Unter­neh­men, die sich in einer Trans­for­ma­ti­on oder einer grö­ße­ren struk­tu­rel­len Ver­än­de­rung (Chan­ge) befin­den, in der sich Rol­len ver­än­dern, neu geschaf­fen oder gar auf­ge­löst wer­den. Nicht aus­rei­chend geschärf­te Rol­len­pro­fi­le kön­nen schnell in Frust umschla­gen, sich in Über- oder Unter­for­de­rung mani­fes­tie­ren und eine Resi­gna­ti­ons­hal­tung hervorrufen.

Die zwei­te Her­aus­for­de­rung: Kla­re und ver­ständ­li­che Kom­mu­ni­ka­ti­on über Ver­ant­wort­lich­kei­ten und Ent­schei­dungs­be­fug­nis­se in wich­ti­gen Ent­schei­dungs­be­rei­chen (Key Decis­i­on Areas)

Selbst wenn es ein Rol­len­bild gibt, das uns in unse­rer Rol­le Rah­men­be­din­gun­gen gibt und Ver­ant­wort­lich­kei­ten zuschreibt, wie ähn­lich ist denn das Ver­ständ­nis dar­über aus der Sicht der ver­schie­de­nen betei­lig­ten Akteure?

Bei­spiel:
In der Rol­len­be­schrei­bung des Pro­duct Owners steht, er „ist dafür ver­ant­wort­lich, den Wert des Pro­duk­tes zu maxi­mie­ren“. Kann ich davon aus­ge­hen, dass die Geschäfts­füh­rung und der Pro­duct Owner damit ein gemein­sa­mes Ver­ständ­nis davon haben, was das genau bedeu­tet, was er wirk­lich ent­schei­det bzw. ver­ant­wor­tet?
Um die Ant­wort auf die­se rhe­to­ri­sche Fra­ge vor­weg­zu­neh­men: Nein, in der Regel nicht expli­zit! Es kommt sogar häu­fig zu Miss­ver­ständ­nis­sen oder unter­schied­li­chen Inter­pre­ta­tio­nen. Ent­schei­det der PO, wie die Bud­gets (z.B. für das Pro­dukt­mar­ke­ting) ver­teilt wer­den oder wann ein Pro­dukt schwar­ze Zah­len schrei­ben muss? Darf der PO weg­wei­sen­de Ent­schei­dun­gen bzgl. der stra­te­gi­schen Aus­rich­tung des Pro­duk­tes tref­fen oder gar den „Kill Switch“ betä­ti­gen? Mit wem muss er sich über die­se The­men auf wel­che Art abstimmen?

Role Model Canvas und Delegation Poker

Was kann ich nun tun, um zum einen ein greif­ba­res und gemein­sa­mes Rol­len­ver­ständ­nis zu schaf­fen und zum ande­ren mit den Akteu­ren üben, sich eine Art der Kom­mu­ni­ka­ti­on anzu­eig­nen, die es ein­fa­cher macht, die gegen­sei­ti­gen Erwar­tun­gen klar zu artikulieren?

In mei­ner Arbeit mit Füh­rungs­kräf­ten eben­so wie mit nicht hier­ar­chisch orga­ni­sier­ten Teams hat sich eine zwei­stu­fi­ge Her­an­ge­hens­wei­se bewährt:

  1. Wir erstel­len gemein­sam einen Rol­len-Can­vas für die zu beschrei­ben­den (benach­bar­ten) Rol­len. Das Schlüs­sel­wort hier ist „gemein­sam“!
  2. Zusam­men kon­den­sie­ren wir Key Decis­i­on Are­as aus dem Rol­len-Can­vas und machen mit Hil­fe der „7 Levels of Dele­ga­ti­on“ auf den Dele­ga­ti­on Poker Kar­ten Ver­ant­wort­lich­kei­ten klar und gegen­sei­ti­ge Erwar­tun­gen expli­zit.
    Wir trai­nie­ren kla­re Kommunikation!

Schritt 1: Erarbeitung des Rollen-Canvas (Role Model Canvas)

Im ers­ten Schritt erar­bei­te ich das oder die Rol­len­bil­der gemein­sam mit allen Betei­lig­ten mit Hil­fe des „Role Model Can­vas“. Dafür pla­ne ich pro Rol­le unge­fähr 45–60 Minu­ten ein.

Dazu ver­wen­de ich den Role Model Can­vas von Chris­ti­an Bot­ta in der Ver­si­on 2.0, die ich im Dia­log mit Chris­ti­an etwas umge­ar­bei­tet habe.

Role Model Canvas

Der Titel kann etwas in die Irre füh­ren, weil „Role Model“ in der Regel mit „Vor­bild“ über­setzt wird, es geht aber hier um die Rol­len­defi­ni­ti­on und ‑beschrei­bung.

Die fol­gen­den Fel­der der ers­ten Ver­si­on habe ich modifiziert:

  • Das Feld „Tools“ hal­te ich an die­ser Stel­le für nicht so rele­vant, weil das Feld aus mei­ner Erfah­rung nie Gegen­stand grö­ße­rer Dis­kus­sio­nen oder Klä­run­gen ist und der Mehr­wert der expli­zi­ten Nen­nung mir auf die­ser Flug­hö­he nicht so ein­leuch­tet. Daher ist es in V2.0 nicht mehr vorhanden.
  • Aus dem Feld Hin­wei­se ist in Ver­si­on 2.0 „Offe­ne Punk­te“ gewor­den, weil die Erfah­rung gezeigt hat, dass es fast immer Aspek­te gibt, wel­che sich nicht sofort klä­ren las­sen oder ein­ord­nen las­sen, aber an ande­rer Stel­le oder zu einem spä­te­ren Zeit­punkt wie­der auf­ge­grif­fen wer­den müssen.

Vorgehensweise:

Es ist am ein­fachs­ten, wenn alle direkt Betrof­fe­nen bzw. benach­bar­ten / stark mit­ein­an­der inter­agie­ren­den Rol­len­in­ha­ber den Can­vas gemein­sam befüllen.

  • In einer defi­nier­ten Time­box (max 5 Min. pro Feld) schrei­ben alle Teil­neh­me­rIn­nen auf Post-Its ihre Vor­stel­lung zu einem der Can­vas-Fel­der auf.
  • Danach wer­den die Ergeb­nis­se ein­zeln nach­ein­an­der (ohne Dis­kus­si­on) prä­sen­tiert und aufgehängt.
  • Die Post-Its wer­den gemein­sam geord­net / grup­piert. Es hilft, wenn die Post-Its in den Fel­dern nach abstei­gen­der Wich­tig­keit sor­tiert wer­den (wenn es den Teil­neh­me­rIn­nen mög­lich ist sich dar­über zu einigen)
  • Nach der Ord­nung / Grup­pie­rung wird (wie­der time­bo­xed) dis­ku­tiert, ggf. Dupli­ka­te ent­fernt, der gemein­sa­me Nen­ner her­aus­kris­tal­li­siert und ggf. in neu oder umfor­mu­lier­ten Kar­ten aufgehängt.
  • Danach erfolgt die Ver­ab­schie­dung. Alle Teil­neh­me­rIn­nen müs­sen das geschaf­fe­ne Ver­ständ­nis mit­tra­gen. Blei­ben Kar­ten heiß dis­ku­tiert, wer­den sie unter „Offe­ne Punk­te“ fest­ge­hal­ten und zu einem spä­te­ren Zeit­punkt aufgegriffen.
  • Dann kommt das oder die nächs­ten Fel­der an die Reihe.

Reihenfolge der Befüllung:

  • Gestar­tet wird mit dem Feld „Zie­le und Mis­si­on“, weil die­ses den Kern einer Rol­le aus­macht. Die Teil­neh­me­rIn­nen kön­nen auf die­ser Flug­hö­he meist sehr schnell die 1–3 wich­tigs­ten Kern­aspek­te herausarbeiten.
  • Im ers­ten Durch­gang (ers­ter Can­vas) bit­te ich danach um die Befül­lung der „pri­mä­re Aufgaben“.
  • Im Anschluss folgt dann „Ver­ant­wor­tet und Ent­schei­det“. Hier erge­ben sich inhalt­lich in der Regel vie­le Über­schnei­dun­gen. Es stellt sich oft erst in der Dis­kus­si­on her­aus, was eine Auf­ga­be oder eine Ver­ant­wort­lich­keit ist. Als Mode­ra­tor muss man hier oft hel­fend ein­grei­fen, um das sau­ber zu trennen.
  • „Nein / Nicht-Auf­ga­ben“ ergibt sich aus der Dis­kus­si­on der vori­gen bei­den Fel­der, ich fra­ge es aber immer auch expli­zit ab. Die­ses Feld ist neben den ande­ren bei­den wich­tig, weil hier fal­sche Erwar­tun­gen sicht­bar fest­ge­hal­ten wer­den können.
  • Die Fel­der „Infor­ma­ti­ons­fluss“ und „Unter­stüt­zung“ kom­men als letz­te dran und bil­den den Abschluss.
  • Tipp:
    Ab dem zwei­ten Can­vas sind die Teil­neh­me­rIn­nen meist schon geüb­ter. Dann bit­te ich um den Input zu „pri­mä­re Auf­ga­ben“, „Ver­ant­wor­tet und Ent­schei­det“ sowie „Nein / Nicht-Auf­ga­ben“ in einer Run­de. Das kann den Pro­zess etwas beschleunigen.

Vorteile des bzw. der so erarbeiteten Role Definition Canvas(es):

  • Gemein­sam ent­wi­ckel­tes Ver­ständ­nis über die Kern­aspek­te einer Rol­le und deren Gren­zen im Kon­text benach­bar­ter Rollen
  • Miss­ver­ständ­nis­se oder unter­schied­li­che Erwar­tun­gen an die Rol­le wer­den spä­tes­tens bei der Befül­lung der Fel­der „pri­mä­re Auf­ga­ben“ und „Ver­ant­wor­tet und Ent­schei­det“ offen­sicht­lich und kön­nen im Dia­log aus dem Weg geräumt werden
  • Akzep­tanz des defi­nier­ten Rol­len­bil­des von allen Beteiligten
  • Es ent­steht ein facet­ten­rei­ches Bild der Rol­le auf nur „einer Sei­te“, wel­ches leicht zu ver­ste­hen und zu kom­mu­ni­zie­ren ist.

Das oder die Rol­len­bil­der soll­ten nach die­sem ers­ten Teil schon deut­lich geschärft und das Ver­ständ­nis unter­ein­an­der deut­lich grö­ßer gewor­den sein. Die zumeist frucht­ba­ren Dis­kus­sio­nen über die Auf­ga­ben und Ver­ant­wort­lich­kei­ten / Befug­nis­se stär­ken in der Regel das Ver­trau­en und den Opti­mis­mus für die künf­ti­ge Zusammenarbeit.

Nun zum zwei­ten Teil, die Über­füh­rung der erar­bei­te­ten Rol­len­aspek­te in die kon­kret-ope­ra­ti­ve Handlungsebene.

Schritt 2: Delegation Poker und Delegation Board

Hier­bei geht es dar­um, ein­zel­ne wich­ti­ge Ent­schei­dungs­be­rei­che, soge­nann­te „Key Decis­i­on Are­as“ (KDAs), zu benen­nen und die gegen­sei­ti­gen Erwar­tungs­hal­tun­gen über die­se Ent­schei­dungs­be­rei­che zu kon­kre­ti­sie­ren bzw. expli­zit auszuhandeln.

Das ist für vie­le Per­so­nen anfangs eine sehr unan­ge­neh­me Auf­ga­be, da es im Kern dar­um geht, sei­ne eige­nen Wün­sche und Erwar­tun­gen dem oder den ande­ren ohne Umschrei­bun­gen und ohne Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum an den Kopf „zu wer­fen“. Es stellt sich aber schnell Rou­ti­ne dabei ein und das Ergeb­nis über­trifft meis­tens aus Sicht der Teil­neh­mer (sogar der Skep­ti­ker) die Erwartungen.

In die­sem Work­shop sind die pri­mä­ren Auf­ga­ben und Ver­ant­wort­lich­kei­ten durch die Befül­lung des Role Defi­ni­ti­on Can­vas schon expli­zit gemacht wor­den und kön­nen direkt als KDAs wei­ter­ver­ar­bei­tet werden.

Was aber auf dem Can­vas nicht ables­bar ist, wie im Detail die Erwar­tun­gen an die gegen­sei­ti­gen Auf­ga­ben / Ver­ant­wort­lich­kei­ten aus­ge­prägt sind. Denn immer noch besteht Inter­pre­ta­ti­ons­spiel­raum zwi­schen der Meta-Ebe­ne (Can­vas) und dem ope­ra­ti­ven „Doing“. Die­sen Spiel­raum gilt es nun in kon­kre­ten Erwar­tungs­hal­tun­gen zu mani­fes­tie­ren, sicht­bar zu machen.

Ziel ist es, die aus­ge­wähl­ten KDAs am Ende der Übung / des Spiels auf einem Board zu visua­li­sie­ren und zu ver­ab­schie­den. Ich pla­ne auch hier­für in der Regel etwa 45–60 Minu­ten ein, es ist aber belie­big anpass­bar, weil die Zeit sich rela­tiv ein­fach und bere­chen­bar nach der Anzahl der Spiel­run­den rich­tet und damit sehr gut aus­ge­steu­ert wer­den kann.

Doch noch ein­mal einen Schritt zurück: Dele­ga­ti­on Poker von Jur­gen Appe­lo fußt auf der Idee, das Dele­ga­ti­on oder Ver­ant­wor­tung zwi­schen „Ich mache es“ und „Du machst es“ kei­ne Ent­schei­dung zwi­schen zwei Polen ist, zwi­schen ich oder du, son­dern eine Ska­la mit 7 Stu­fen, den „7 Levels of Dele­ga­ti­on“ oder „7 Levels of Authority“.

Levels of Delegation

Die­se Ska­la besteht aus

  • den bei­den Polen (1) ich mache es und (7) du/ihr macht es
  • In der Mit­te befin­det sich (4) die gleich­be­rech­tig­te Einigung.
  • Auf der Sei­te des Ich-Pols gibt es noch die Abstu­fun­gen
    (2) Ich ent­schei­de, aber erklä­re mei­ne Ent­schei­dung und
    (3) Ich las­se mir vor mei­ner Ent­schei­dung Informationen/Input des oder der ande­ren geben

Vorbereitung:

  • Bereit­stel­lung von Post-Its für die KDAs
  • Ein Dele­ga­ti­on Board oder Flip­Chart wird vor­be­rei­tet mit je einer Zei­le für eine KDA (sie­he wei­ter unten)
  • Es wer­den die sie­ben Spal­ten von (1) ich bis (7) du/ihr abgetragen
  • Jede Teil­neh­me­rIn erhält ein Set Delegation-Poker-Karten
Levels of Authority

Vorgehensweise:

  • Die KDAs, also (team-)relevante, rea­lis­ti­sche und wich­ti­ge Ver­ant­wor­tungs- oder Ent­schei­dungs-Sze­na­ri­en des Arbeits­all­ta­ges, wer­den benannt und auf Post-Its geschrie­ben (so viel man für wich­tig hält).
  • Die ers­te wird vor­ge­le­sen und den Teil­neh­me­rIn­nen etwas Zeit gege­ben, um sich zu über­le­gen, wie die Ver­ant­wort­lich­keit oder Ent­schei­dungs­be­fug­nis aus ihrer jewei­li­gen Per­spek­ti­ve ein­zu­ord­nen ist
    Wich­tig dabei ist: Man muss sich vor­her eini­gen, aus wel­cher Per­spek­ti­ve man auf die Ent­schei­dung schau­en will, damit die Ska­la von 1–7 ein­heit­lich inter­pre­tiert wird
  • Haben alle Spie­ler ihre Kar­te ver­deckt abge­legt, wer­den sie gleich­zei­tig auf­ge­deckt und ver­gli­chen. Haben die Betei­lig­ten nicht die iden­ti­sche Bewer­tung abge­ge­ben, kommt es nun zu einem kon­struk­ti­ven Pro­zess des Aus­han­delns, an des­sen Ende in der Regel die Eini­gung steht
  • Die Kar­te wird auf dem Dele­ga­ti­on Board in die ent­spre­chen­de Spal­te gehängt bzw. durch ein Zei­chen gekenn­zeich­net (sie­he Abbildung)

Vorteile des Delegation Pokers / Boards:

  • Wich­ti­ge Ent­schei­dungs­be­rei­che wer­den sehr expli­zit benannt und schrift­lich sicht­bar gemacht
  • Dif­fe­ren­zen in der Sicht­wei­se wer­den sofort sicht­bar und wer­den direkt im Dis­kurs beseitigt.
  • Das pure Wis­sen um die 7 Levels of Aut­ho­ri­ty ermög­licht den Betei­lig­ten zukünf­tig eine prä­zi­se­re Kom­mu­ni­ka­ti­on ihrer Erwartungen
  • Die zusätz­li­che Dimen­si­on einer zeit­li­chen Ent­wick­lung kann eben­falls abge­bil­det wer­den, z.B. „Jetzt befin­den wir uns bei einer 2, wir möch­ten aber in einem hal­ben Jahr bei einer 5 ste­hen“ (sie­he grü­ner gestri­chel­ter Pfeil)

Fazit:

Die Kom­bi­na­ti­on die­ser bei­den Ansät­ze ermög­licht es mir, mit den Betei­lig­ten sehr schnell (z.B. inner­halb eines mehr­stün­di­gen Work­shops) ein gemein­sa­mes Rol­len­ver­ständ­nis (Rol­len­bild) in einer ers­ten Ver­si­on fer­tig­zu­stel­len und vie­le der wich­ti­gen Ent­schei­dungs­be­rei­che die­sen Rol­len expli­zit und ein­deu­tig zuzuordnen.

Mit Hil­fe des Dele­ga­ti­on Poker errei­chen wir gemein­sam sogar schon die ope­ra­ti­ve Ebe­ne anhand wich­ti­ger Ent­schei­dungs- / Ver­ant­wor­tungs­be­rei­che und betrei­ben Erwar­tungs­ma­nage­ment hin­sicht­lich der kon­kre­ten Zusammenarbeit.

Die sehr par­ti­zi­pa­ti­ve Vor­ge­hens­wei­se hat den Vor­teil, dass sowohl der Über­bau und Kon­text einer Rol­le als auch ihre ope­ra­ti­ven Kern­aspek­te zusam­men her­aus­ge­ar­bei­tet sowie im Dia­log detail­liert bespro­chen und ver­ab­schie­det wer­den können.

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Von K&P Redaktion

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17. Dezember 2020

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Agilität

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