Derzeit wird die Diskussion über „Home Office & Co“ stark von der Covid19-Krise dominiert. Dabei ist „Remote Work“ weitaus mehr als ein reines Überbrückungs-Tool für den Krisenfall. Zum Beispiel kann es die ideale Lösung für Mittelständler in der sogenannten „Provinz“ sein, um qualifizierte Mitarbeiter zu gewinnen – und nachhaltig an ihr Unternehmen zu binden.
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Noch vor wenigen Jahren war der Arbeitsmarkt ein klassischer Anbieter-Markt: Es gab weniger attraktive Stellen als interessierte Bewerber. Aufgrund des demographischen Wandels sieht die die Arbeitswelt heutzutage jedoch völlig anders aus: Nun sind es die Unternehmen, die Schwierigkeiten haben, offene Stellen mit geeigneten Mitarbeitern zu besetzen. Dies gilt besonders für Unternehmen, deren Standort außerhalb der urbanen Zentren liegt. Denn während die Einwohnerzahlen von Metropolen wie Berlin, München oder Köln in den letzten Jahren kontinuierlich angewachsen sind, wandern immer mehr junge, qualifizierte Fachkräfte aus eher ländlichen Regionen ab.
Die Landflucht gefährdet die Zukunftsfähigkeit zahlreicher Unternehmen
Diese Abwanderungsbewegung bedeutet einen enormen Standortnachteil für Unternehmen abseits der pulsierenden Metropolen und gefährdet zunehmend ihre Zukunftsfähigkeit. Hinzu kommt, dass es für Großstädter oftmals nicht in Frage kommt, für einen Job in eine ländliche Region zu ziehen. Dementsprechend essentiell ist es für in der vermeintlichen Provinz beheimatete Unternehmen, über Alternativen zur klassischen Arbeitsorganisation nachzudenken. So denken einige der betroffenen Firmen bereits offen darüber nach, Abteilungen z.B. in Form von Innovations Hubs in eine Großstadt zu verlegen – oder direkt mit dem gesamten Betrieb umzuziehen. Doch ein solcher Umzug ist kostspielig und kann ein Unternehmen über viele Jahre beschäftigen.
Remote Work verbindet die Provinz mit den urbanen Arbeitsmärkten
Deutlich günstiger sowie einfacher umzusetzen ist dagegen die Einführung von Remote Work. Die Digitalisierung der Zusammenarbeit macht es (zumindest theoretisch) möglich, Mitarbeiter von jedem Ort der Welt für ein Unternehmen zu gewinnen – ohne, dass eine Firma ihren Standort wechseln muss. Darüber hinaus zeigen aktuelle Studien, dass die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten gerade in der Zielgruppe junger Akademiker ein wichtiges Kriterium für eine Job-Entscheidung darstellt: So gaben z.B. 35 Prozent der Befragten in einer repräsentativen Statista-Umfrage aus dem Jahr 2019 an, dass sie ihre aktuelle Stelle für die Möglichkeit, im Home Office zu arbeiten, verlassen würden.
Digitalisierung der Zusammenarbeit bietet Unternehmen und Mitarbeitern Vorteile
Ein weiterer Vorteil für die Mitarbeiter-Akquise ist, dass die Einführung von Remote Work nicht nur den Kreis potenzieller Bewerber erhöht, sondern für viele Arbeitnehmer auch einen wichtigen Indikator für eine hohe Arbeitszufriedenheit darstellt. Denn die Möglichkeit von Zuhause zu arbeiten, reduziert nicht nur den Pendler-Stress, sie schafft auch mehr Raum für konzentriertes, fokussiertes Arbeiten. Hinzu kommt, dass Home Office und Co gerade jungen Familien ermöglicht, die Arbeitszeit flexibel mit der Kinderbetreuung zu verbinden.
Auch die Unternehmen profitieren von einer Digitalisierung der Zusammenarbeit: So zeigen Studien, dass die Tätigkeit im Home Office sowohl die Produktivität als auch die Arbeitsqualität positiv beeinflusst. Darüber hinaus lassen sich durch Remote Work Büromobiliar, Strom, Heiz- und Wasserkosten sowie Büroräume einsparen.
Remote Work verändert die Arbeitskultur und ‑organisation
Bevor man Remote Work in ein Unternehmen einführt, sollte man sich jedoch bewusst machen, dass dies eine Entscheidung ist, die sowohl die Arbeitskultur als auch die gesamte Arbeitsorganisation nachhaltig verändern wird: So gilt es zum Beispiel Meetings so zu organisieren, dass Mitarbeiter sowohl „on-site“ als auch „remote“ teilnehmen können. Dazu müssen sämtliche Kommunikationswege digitalisiert werden.
Auch Themen wie „Mitarbeiterführung“ oder „Teamspirit“ benötigen ein anderes Vorgehen. Denn im Home Office sind gemeinsame Mittagspausen oder kurze informelle Gespräche in der Kaffeeküche nicht möglich. Hier gilt es die richtigen digitalen Entsprechungen zu finden, um das Gemeinschaftsgefühl zu erhalten. Ebenso gilt es, die IT-Infrastruktur sowie die Remote-Arbeitsplätze der Mitarbeiter so zu gestalten, dass sie ein reibungsloses, standortunabhängiges Arbeiten möglich machen. Dabei ist vor allem zu beachten, dass nicht alle Mitarbeiter in Sachen „digitale Tools“ auf dem gleichen Level sind. Gerade für ältere oder unerfahrene Kollegen empfiehlt es sich kurze Workshops zu den neuen Tools sowie zur Kommunikations-Etikette einzuplanen – um unnötige technische Überforderungen zu vermeiden. Erfahren Sie mehr über die technischen Herausforderungen im Home Office.
Doch die gute Nachricht ist: So zeit-intensiv die mit der Einführung von Remote Work verbundenen Herausforderungen auch klingen – am Ende ist es deutlich einfacher, sein Unternehmen auf Remote Work umzustellen, als aufgrund des Fachkräftemangels an einen anderen Standort umzuziehen. Auch die technische Umsetzung ist mittlerweile um einiges einfacher geworden, als es noch vor wenigen Jahren der Fall war: So haben die vielerorts durch die Corona-Krise notwendig gewordenen Wechsel ins Home Office gezeigt, dass die meisten Firmen über die notwendige Basis-Infrastruktur verfügen. Diese gilt es nur noch richtig zu justieren – und mit einer Arbeitskultur aufzuladen, die eine produktive, standortunabhängige Zusammenarbeit möglich macht.
Zusammengefasst:
- Unternehmen in ländlichen Regionen haben es heutzutage schwer, offene Stellen mit qualifizierten Mitarbeitern zu besetzen.
- Remote Work erweitert das Einzugsgebiet für die Mitarbeiter-Akquise. Sie macht es möglich, qualifizierte Mitarbeiter aus anderen Regionen für ein Unternehmen zu gewinnen – und nachhaltig zu binden.
- Die Möglichkeit im Home Office zu arbeiten, ist zudem für viele Mitarbeiter ein wichtiges Argument für einen Arbeitsplatz bzw. einen Arbeitsplatzwechsel.
- Die Arbeit im Home Office ist oftmals produktiver als die Arbeit im Büro.
- Remote Work bietet Unternehmen ein großes Einsparpotenzial z.B. bei Büro- und Energiekosten.
- Die Einführung von Remote Work bedeutet eine Veränderung für die Arbeitskultur und ‑organisation. Bietet jedoch zahlreiche Chancen, die die Herausforderungen überwiegen. Hier finden Sie weitere, hilfreiche Informationen zur Einführung von Remote Work in Ihrem Unternehmen.
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