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Remote Arbeiten
Agilität

„Ich kann so nicht arbeiten!“ … das Ding mit der Technik und der Kommunikation.

Zuletzt aktualisiert am 22. Dezember 2020

Eini­ge Impul­se für den Umgang mit tech­ni­scher Über­for­de­rung im Kon­text vir­tu­el­ler Kol­la­bo­ra­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on in Teams: Was kön­nen wir tun, um die vir­tu­el­le Zusam­men­ar­beit zu erleich­tern und die Qua­li­tät spür­bar zu verbessern?

Lese­zeit: 7–8 Minuten

Wer kennt das nicht: Umge­bungs­lärm im Con­fe­rence Call, weil das Mikro nicht stumm gestellt ist oder Rück­fra­gen von Kol­le­gen, wie man nun die­ses oder jenes im Tool der Wahl machen kann. In einer Zeit, in der vie­le Men­schen das ers­te Mal vir­tu­ell zusam­men­ar­bei­ten dür­fen … oder müs­sen, ist das Teil der Lern­rei­se.
Die Fra­ge ist, wie gehen wir damit um, dass in einem Team oft zwei bis drei ver­schie­de­ne Erfah­rungs- und auch per­sön­li­che Über­for­de­rungs­le­vel aufeinandertreffen?

Wir wol­len mit die­ser Arti­kel­rei­he die The­ma­tik bzw. vir­tu­el­le Zusam­men­ar­beit ein wenig dif­fe­ren­zier­ter betrach­ten und den einen oder ande­ren Impuls geben. Für den Start haben wir uns das The­ma Über­for­de­rung mit den tech­ni­schen Her­aus­for­de­run­gen bzw. den Umgang damit ausgesucht.

Mit wem arbeiten wir eigentlich zusammen?

In unse­rer (vir­tu­el­len) Zusam­men­ar­beit mit Teams unter­schied­lichs­ter Unter­neh­men, Bran­chen und Abtei­lun­gen begeg­net uns das The­ma Über­for­de­rung streng genom­men fast jedes Mal.

Es lohnt sich aber, einen genaue­ren Blick dar­auf zu wer­fen, weil die tech­ni­sche Infra­struk­tur, Netz­an­bin­dung genau­so wie der Umgang der Men­schen mit den ent­spre­chen­den Tools die Basis sind, um effek­tiv und effi­zi­ent remo­te zusam­men­ar­bei­ten zu können.

Damit sind im Prin­zip schon die zwei Haupt­aspek­te genannt, die in ver­schie­de­nen Aus­prä­gun­gen die Qua­li­tät digi­ta­ler Kol­la­bo­ra­ti­on mas­siv beeinflussen.

Wir haben uns ange­wöhnt, das Set­up unse­rer Kun­den vor dem Start der Zusam­men­ar­beit genau­er anzu­schau­en. Dazu gehört neben der Aus­wahl ver­füg­ba­rer Hard­ware­aus­stat­tung und nutz­ba­rer Soft­ware Tools eben­falls ein Inter­view mit den betei­lig­ten Men­schen, in wel­chem wir tech­ni­sche Kennt­nis­se der gän­gi­gen Tools genau­so wie die Erfah­rung in Sachen Remo­te­ar­beit bzw. die per­sön­li­che Ein­stel­lung zu vir­tu­el­ler Kol­la­bo­ra­ti­on abfragen.

Denn das Fata­le ist, dass eine viel­schich­ti­ge Über­for­de­rung sehr oft in der Ver­klei­dung rela­tiv ein­fach greif­ba­rer Din­ge wie tech­ni­scher Aus­stat­tung daher­kom­men und in der Fol­ge zu schlech­ter Zusam­men­ar­beit füh­ren, weil sie – um es medi­zi­nisch aus­zu­drü­cken – falsch behan­delt werden.

Einstiegshürden minimieren

Wie gehe ich denn aber nun sinn­voll vor, um die geeig­ne­ten Rah­men­be­din­gun­gen für ein hete­ro­ge­nes und dyna­mi­sches Gebil­de wie ein Unter­neh­men oder Abtei­lung oder Team zu schaffen.

Vor­ab die gute Nach­richt: meis­tens fin­det man einen Weg aus dem Schla­mas­sel. Die schlech­te ist wie so oft: es gibt kei­ne Blau­pau­se. Wie bei­na­he über­all muss man sich die Zie­le der Kol­la­bo­ra­ti­on genau­er anschau­en, die han­deln­den Akteu­re und eben­so die Rahmenbedingungen.

Unse­re Erfah­rung ist, dass es gut ist, die Ein­stiegs­hür­den so gering wie mög­lich zu hal­ten. Je nach tech­ni­schen Mög­lich­kei­ten und dem Erfah­rungs­ho­ri­zont der Mit­ar­bei­te­rIn­nen macht es Sinn, auf bekann­ten Set­tings aufzusetzen.

Wir fin­den oft rela­tiv nach­voll­zieh­ba­re Lern­kur­ven bei den Men­schen, mit denen wir arbei­ten. Zwei Beispiele:

  1. Video Calls:
    Indi­vi­du­ell: Rela­tiv vie­le Men­schen haben schon Erfah­run­gen mit Ein­zel-Video-Calls (Sky­pe, etc.) im Arbeits­um­feld oder im pri­va­ten Umfeld (Face­time / Whats­Ap­p­Vi­deo, …).
    im Team: Sobald wir aber Video­über­tra­gung im Team-Kon­text durch­füh­ren, steigt die Kom­ple­xi­tät sehr schnell an (Neti­ket­te, Mode­ra­ti­ons­rech­te, Screen­s­ha­ring, um nur eini­ge zu nen­nen) und über­for­dert poten­ti­ell eini­ger der TeilnehmerInnen.

  2. Col­la­bo­ra­ti­on Tools:
    Indi­vi­du­ell: Vie­le Arbeit­neh­me­rIn­nen benut­zen bereits Col­la­bo­ra­ti­on Tools und kom­men damit gut klar. Trel­lo, Plan­ner und Co. sind leicht zu bedie­nen und weit ver­brei­tet: Kar­te schrei­ben, ver­schie­ben, fer­tig!
    Im Team: Echt­zeit­kol­la­bo­ra­ti­on mit den Kol­le­gIn­nen in der Remo­te-Arbeit hin­ge­gen erzeugt schnell ein ganz neu­es Level an Kom­ple­xi­tät, weil sie in der Regel soft­ware­ba­siert statt­fin­det.
    Tools wie Miro, Mural, Con­cept­Board und Co. eröff­nen neue, wun­der­ba­re Mög­lich­kei­ten der Zusam­men­ar­beit, aber der Funk­ti­ons­um­fang ist mitt­ler­wei­le so groß, dass der Umgang damit wirk­lich geübt wer­den muss(!)

Das heißt: In der Regel lässt sich aus unse­rer Sicht ein Erfah­rungs­mus­ter erken­nen, des­sen Ein­stieg oft der (teils sehr geüb­te) Umgang des Ein­zel­nen mit Tools und Kom­mu­ni­ka­ti­on in der indi­vi­du­el­len Arbeit ist, deren Über­tra­gung auf Echt­zeit-Kol­la­bo­ra­ti­on und ‑Kom­mu­ni­ka­ti­on im Team aber teils sehr unter­schied­li­che Lern­her­aus­for­de­run­gen an die ein­zel­nen Akteu­re stellt.

Die Kom­ple­xi­tät steigt signi­fi­kant von der „Ein­zel­ar­beit“ zur Team­ar­beit, wenn die­se nicht in der uns ver­trau­ten Prä­senz­um­ge­bung statt­fin­den kann! Ist ein Team ver­traut im Umgang mit ver­schie­de­nen Online-/Real­time-Kol­la­bo­ra­ti­ons­tools (Men­ti, Miro, Goog­le Suite & Co.) und an Team Video Calls (Zoom, MS Teams, Goog­le Han­gouts, GoTo­mee­ting, etc.) gewöhnt, kön­nen wir davon aus­ge­hen, bereits vie­le Über­for­de­rungs­quel­len aus­ge­schal­tet zu haben. Das heißt nicht, dass wir bei ihnen kei­ne Zei­chen von Über­for­de­run­gen fin­den, aber die­se sind nicht mehr domi­niert von tech­ni­schen Herausforderungen.

Einer Grup­pe von Men­schen, die vir­tu­ell bis­her nur über klas­si­sche Tel­kos zusam­men­ge­ar­bei­tet haben, tun wir einen Gefal­len, wenn wir auch in die­sem Rah­men mit ihnen star­ten. Hier emp­fiehlt es sich, die tech­ni­schen Kom­pe­ten­zen Schritt für Schritt zu schu­len und ein­zeln nach­ein­an­der die benö­tig­ten Tools einzuführen.

Die Ein­stiegs­hür­de muss aber nicht not­wen­di­ger­wei­se immer der Mensch sein, es kann genau­so gut die Hard­ware­austat­tung sein. Wenn es klar ist, dass wir zum Bei­spiel auf abseh­ba­re Zeit kei­ne Rech­ner mit Mikro­fon und Kame­ra als tech­ni­sche Aus­stat­tung bekom­men, haben wir z.B. gute Erfah­run­gen damit gemacht, die Kom­mu­ni­ka­ti­on mit Handys/Tablets auf Video-Level zu heben.
Die­se Vor­ge­hens­wei­se setzt natür­lich die frei­wil­li­ge Zustim­mung in Bezug auf die Nut­zung eige­ner Devices vor­aus. Aber oft ist die gerings­te Hür­de ein Smart­phone inkl. Flat­rate oder WiFi, wel­ches mitt­ler­wei­le ein sehr ver­brei­te­tes Set­up ist.

„Communication first“

Wel­che Tools die Bes­ten sind und wel­che „echt mies“ sind, die­sen Glau­bens­krieg dür­fen ande­re füh­ren. Hier fin­det ihr Stoff zum Dis­ku­tie­ren: https://techagainstcoronavirus.com/

Was wir aller­dings für unbe­strit­ten hal­ten, ist, dass inner­halb eines Unter­neh­mens ein gemein­sa­mes Ver­ständ­nis über die Ver­wen­dung von Kom­mu­ni­ka­ti­ons­ka­nä­len uner­läss­lich ist für effek­ti­ve und effi­zi­en­te Remo­te Arbeit.

Kommunikationskanäle im Homeoffice


Ängste und Vorurteile nehmen

Gera­de im Umfeld vir­tu­el­ler Kol­la­bo­ra­ti­on kön­nen sich durch die feh­len­de Prä­senz der Kol­le­gIn­nen Ängs­te und Vor­ur­tei­le ver­stär­ken, weil man nicht mal eben schnell beim Tisch­nach­barn anklop­fen und fra­gen kann. Die Unter­stüt­zung bei tech­ni­schen Pro­ble­men (sei­en es klas­si­sche IT Pro­ble­me oder aber die Bedie­nung bestimm­ter Tools) ist ele­men­tar, um gera­de Men­schen mit man­geln­der tech­ni­scher Affi­ni­tät Sicher­heit zu geben, die Her­aus­for­de­run­gen meis­tern zu können.

Das kann (und soll­te) für Stan­dard­pro­ble­me ein gut funk­tio­nie­ren­der IT Ser­vice Desk sein, aber noch viel wich­ti­ger ist aus unse­rer Sicht das Peer Lear­ning, die Unter­stüt­zung der Kol­le­gIn­nen im Team bei den Fra­gen rund um Bedie­nung und Anwen­dung.
Denn die­se Peers kön­nen auf Augen­hö­he agie­ren und sind zudem mit den fach­li­chen Belan­gen und ope­ra­ti­ven Tätig­kei­ten ver­traut. Wir ach­ten dar­auf, dass wir in jedem Team digi­ta­le Vor­rei­ter als Mul­ti­pli­ka­to­ren und akti­ve Ansprech­part­ner einsetzen.

Damit stär­ke ich gleich­zei­tig die Kom­mu­ni­ka­ti­on und die Selbst­or­ga­ni­sa­ti­on bzw. ‑ver­ant­wort­lich­keit der Kol­le­gIn­nen unter­ein­an­der und för­de­re das Leben von Vereinbarungen/Regeln in der Ver­wen­dung der Tools.

Erfolgserlebnisse schaffen

Wir glau­ben, dass es in der Ent­wick­lung von Kom­pe­ten­zen für die Remo­te Arbeit genau­so ist wie grund­sätz­lich bei der Anwen­dung agi­ler Metho­den und Kon­zep­te: Das Ler­nen durch Erle­ben und ins­be­son­de­re durch vie­le klei­ne Erfolgs­er­leb­nis­se ist ein wich­ti­ger Schlüs­sel zum Erfolg.

Wenn es in einer Grup­pe mit vie­len „Digital“-Newbies alle schaf­fen, an einer klei­nen Real­time-Online-Umfra­ge teil­zu­neh­men, obwohl sie das Tool nicht ken­nen, dann fei­ern wir das Ergeb­nis mit den Kol­le­gIn­nen und las­sen sie die Fas­zi­na­ti­on von Echt­zeit­kol­la­bo­ra­ti­on sel­ber spü­ren, in dem wir das Ergeb­nis per Screen­s­ha­re live mit ihnen teilen.

Die fol­gen­de Abbil­dung zeigt ein pas­sen­des Bei­spiel einer Abfra­ge über menti.com, die Ergeb­nis­se wur­den live geteilt.

Mitarbeiterzufriedenheit im Homeoffice

Erfolgs­er­leb­nis­se sind essen­zi­ell für die Bereit­schaft des Men­schen, sich für wei­te­re Ver­än­de­run­gen zu öff­nen. Wir haben gelernt, dass es wich­tig ist, die­sen Pro­zess kon­ti­nu­ier­lich zu för­dern und zu steuern.

Eine Erhe­bung von Rand­stad Deutsch­land aus dem Jahr 2018 zeigt die Wahr­neh­mung der ver­schie­de­nen Alters­grup­pen in Bezug auf die vor­han­de­ne tech­ni­sche Aus­stat­tung durch den Arbeit­ge­ber. Wir glau­ben, dass man hier unter ande­rem sehr gut die „gefühl­te“ tech­ni­sche Über­for­de­rung der Men­schen ver­schie­de­ner Alters­grup­pen able­sen kann.

Um so wich­ti­ger erscheint es, die Men­schen auf eine posi­ti­ve Art an den Umgang mit vir­tu­el­ler Kol­la­bo­ra­ti­on und Kom­mu­ni­ka­ti­on her­an­zu­füh­ren. Alter ist aus unse­rer Sicht nicht die ein­zi­ge Dimen­si­on, den­noch macht es Sinn, sich zu vergegenwärtigen,

In der Arbeit mit Teams, ins­be­son­de­re mit hete­ro­ge­nen, ist das Fin­ger­spit­zen­ge­fühl, von den Lang­sa­me­ren nicht zu schnell zu viel zu for­dern, aber gleich­zei­tig die Schnel­len nicht zu ver­lie­ren, für den Coach / Beglei­ter mit­un­ter eine gro­ße Her­aus­for­de­rung. Hier gilt es (5 Euro ins Phra­sen­schwein), Betrof­fe­ne zu Betei­lig­ten zu machen und die Teams zu befä­hi­gen, sich selbst bei dem Erwerb der nöti­gen Kom­pe­ten­zen zu helfen.

Dies gelingt natür­lich am bes­ten, wenn man sich als Coach / Beglei­ter sicher in der Welt der Remo­te Arbeit bewegt. Je mehr Wis­sen über die ver­schie­de­nen Tools und deren Anwen­dungs­ge­bie­te man mit­bringt, des­to bes­ser wird man sei­ne Kun­den bera­ten kön­nen, wel­ches Set­up am bes­ten geeig­net ist.

Zusam­men­ge­fasst:

  • Die Men­schen im Team/Unternehmen inter­view­en, die tech­ni­schen Rah­men­be­din­gun­gen ana­ly­sie­ren und dar­auf basie­rend das Set­up wählen.
  • Nicht immer ist das kom­plet­te „Waffen“-Arsenal das Rich­ti­ge:
    Es lohnt sich, anzu­schau­en, wel­che Art von Kom­mu­ni­ka­ti­ons- und Kol­la­bo­ra­ti­ons­ka­nä­le man wofür benut­zen möchte.
  • Mit den bekann­ten Tools star­ten und Schritt für Schritt vor­ge­hen, wenn man die Kom­pe­ten­zen der Kol­le­gIn­nen stär­ken will. Vie­le klei­ne Erfolgs­er­leb­nis­se schaf­fen auf der Lern­rei­se das Selbst­ver­trau­en, um weiter/mehr zu lernen.
  • Ängs­te abbau­en: Die Lern­ge­schwin­dig­keit auf das Team / die Men­schen anpas­sen, um nie­man­den zu ver­lie­ren. Dabei Peer Lear­ning eta­blie­ren, damit die Men­schen auf Augen­hö­he von ihren Kol­le­gIn­nen ler­nen können!
  • Die eige­ne Remo­te-Kom­pe­tenz als Coach / Beglei­ter aus­bau­en, sich mit den gän­gi­gen Tools sehr gut aus­ken­nen ( beson­ders die häu­figs­ten Stolperfallen)
Von K&P Redaktion

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22. Dezember 2020

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